7 unverzichtbare Schritte, um die Zukunft unserer Glasfaserbranche zu erhalten

Der Ausbau von Glasfaser ist mehr als nur Kabel zu verlegen. Es geht darum, aus vergangenen Fehlern zu lernen und mutig gegen die bestehenden Strukturen zu schwimmen. Dies erfordert viel mut.

Wir haben aufgehört, Dinge zu hinterfragen und machen einfach mit, weil es sicher wirkt. Unsere großen Pläne sind gescheitert, und Investoren zweifeln an uns. Die Glasfaserbranche steckt in Schwierigkeiten.

Manager der Glasfaser Szene folgen oft bekannten Pfaden und dem Verhalten anderer Marktteilnehmer. Warum? Weil es Sicherheit in der Masse gibt.

Oliver Prostak

Was ist passiert? Viele Jobs wurden gekündigt, und die Zukunft sieht düster aus.

Unsere Strategie, schnell viele Haushalte zu erreichen, hat die Endkunden vernachlässigt. Es wirkte zunächst erfolgreich, hat aber letztlich nicht funktioniert. Wir wollten beeindrucken, statt echte Beziehungen zu bauen. Viele Haushalte sind zwar ausgebaut, aber nicht wirklich angeschlossen worden.

Jetzt müssen wir wählen: Bleiben wir beim Alten oder probieren wir was Neues? Es ist Zeit für Veränderung.

Wir müssen flexibel sein. Bleiben wir bei alten Methoden oder sind wir mutig und versuchen Neues? Es ist Zeit, sich zu öffnen.

Die Branche verändert sich. Es zählt nicht mehr, wie viele Haushalte wir ausbauen, sondern wie viele Kunden wir an unser Netz anschließen. Wir müssen uns trauen, anders zu sein.

Dieser Wandel braucht Mut. Es ist Zeit, diesen Mut zu finden. Unsere Zukunft und die der Branche hängt davon ab. Wir können die Richtung ändern. Fangen wir heute damit an.

1. Selbstkritik

Investoren gehen, Jobs sind weg, Ziele verfehlt. Der Ausbau der Glasfasernetze? Nicht unser Stolz.

Viele können mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein. Also: Das Ergebnis ist schlecht. Das heißt, wir haben was falsch gemacht. Das müssen wir einsehen. Es geht um unsere Einstellung.

Es kommt der Zeitpunkt, an dem wir die guten Ansätze fördern müssen. Die Fehler? Die müssen wir anerkennen und daraus lernen.

Aber es beginnt bei uns selbst. Egal, welche Rolle wir in der Firma spielen, wir alle haben zum jetzigen Zustand beigetragen.

Wir tragen alle Verantwortung.

2. Vergeben

Fehler sind gemacht worden, und daraus lernen wir.

Aber oft suchen wir zuerst nach Schuldigen, statt an unserer Zukunft zu bauen. Wir müssen uns und anderen verzeihen, ob für Fehler, zu viel Vorsicht, schlechte Entscheidungen oder das Brechen von Versprechen. Sogar unseren Wettbewerbern sollten wir vergeben.

Oliver Prostak

Unsinnige Konkurrenz, der sogenannte Überbau, zeigt unsere Probleme auf. Er entsteht aus dem falschen Denken, zuerst Haushalte anzuschließen, ohne an die Qualität oder den Kunden zu denken. Andere wiederum haben unmoralische Vermarktungsansätze gewählt, um ihre Vorvermarktungsquote zu erreichen... oder was auch immer.

Niemand ist davon frei – auch ich nicht. Dieses Denken sitzt bei vielen von uns tief.

Lasst uns aufhören, uns bei der BNetzA und anderen zu beschweren. Stattdessen sollten wir vergeben und nach vorn schauen. Wir alle haben Fehler gemacht.

Lasst uns diese Einsichten nutzen, um besser zu werden, anstatt uns in Schuldzuweisungen zu verlieren.

3. Feiern

In stressigen Zeiten in Firmen steigt der Druck, die Stimmung sinkt und oft werden Schuldzuweisungen laut. Aber es gibt immer etwas zu feiern, auch wenn es schwerfällt.

Es geht nicht nur darum, Zahlen zu finden, die gut aussehen, und diese dann zu feiern. Wichtiger ist, zu erkennen, was wir wirklich gut gemacht haben, selbst wenn nicht alles nach Plan lief. Einige unserer Strategien und Abläufe haben super funktioniert. Darauf können wir stolz sein.

Zum Beispiel könnten wir sagen: „Wir haben so viele Haushalte erreicht.“ Aber es geht nicht nur darum, viele Haushalte anzuschließen. Das „Homes Passed First“-Denken ist eigentlich ein Problem in unserer Branche.

Aber viele haben nicht mal das erreicht. Also sollten wir schauen, was bei uns intern gut gelaufen ist und genau verstehen, wie wir das geschafft haben. Das tun wir nicht nur, um ein tolles Event für die Mitarbeiter zu haben, sondern um den Grundstein für unsere neue Strategie zu legen. Wir suchen unsere echte Stärke.

Frag dich: Was kann deine Firma wirklich gut? Und ganz persönlich: Was ist dir gut gelungen? Was kannst du besonders gut?

4. Wo steht deine Firma?

Viele Firmen haben bisher nur direkt an Endkunden verkauft, also Retail gemacht. Das heißt, sie haben ihre eigenen Produkte unter ihrer Marke vertrieben. Sie hatten vor allem Retailkunden und kaum Wholesale-, die ihr Netz für ihre eigenen Kunden nutzen.

Früher gab es kaum eine andere Option als Retail, weil kaum Wholesalekunden vorhanden waren. Das lag auch daran, dass es keine klaren Preise für die Nutzung des Netzes gab.

In dieser Zeit waren viele Firmen gut in der Vorvermarktung oder in der Zusammenarbeit mit Kommunen. Das hat gut zur Strategie gepasst, erst mal möglichst viele Haushalte anzuschließen.

Hohe Preise für Kunden und zu positive Kostenschätzungen machten es möglich, viele Mitarbeiter einzustellen. Diese Teams haben sich hauptsächlich um den Verkauf gekümmert. Doch dieser Fokus wird in den nächsten verändern.

Unsere Marken stoßen an Grenzen. Banken und Investoren haben auf stabile Wirtschaft und Wachstum gehofft. Aber bald wird es schwieriger, Geld zu bekommen, wenn man nur auf Retail setzt.

Jetzt ändert sich die Strategie: Es geht nicht mehr nur um Retail alleine, sondern um eine Mischung aus Retail und Wholesale. Dies bedeutet auch, wir konzentrieren uns weniger darauf, einfach nur Haushalte anzuschließen. Wichtiger wird, dass Kunden wirklich unser Netz nutzen.

Das Ziel ist, nicht nur mit unserer Marke ein bisschen mehr zu verkaufen. Wir müssen durch Wholesalegeschäft viel mehr Kunden adressieren.

Fragen sind: Werden diese Wholesalekunden unsere Wartezeiten akzeptieren? Sind unsere Preise attraktiv?

Wir müssen alles neu überdenken: Die Technik und unsere Business Cases. Das wird die Basis für unsere neue Strategie.

PS: Im Modul "Business Strategy" in der Fiber School schauen wir uns das Thema nochmal genauern an.

5. Lerne von den Besten…und den schlechten

Jeder hat eine besondere Stärke, auf die er auch in der Zukunft bauen kann. Oft stammt diese Stärke aber aus einer Zeit, in der man sich nur auf den Vertrieb oder Landgrabbing konzentriert hat. Da ging es vor allem darum, schnell Gebiete zu sichern, viele Haushalte anzuschließen und Vorverträge zu sichern.

Nur wenige haben die Fähigkeit, Hausanschlüsse in großer Zahl zu machen. Besonders das Anschließen von Kunden nachträglich ist eine echte Herausforderung.

Glasfaser Nordwest baut hauptsächlich in ländlichen Gebieten, außer halt in Bremen. Wie schafft sie es so viele regionale und überregionale Marken auf das Netz zu bekommen?

Diese Fragen solltet ihr euch selbst stellen. Liegt es nur an den Baukosten, die ihr vielleicht nicht richtig im Griff hattet?

Oder passt eure viel zu große Mitarbeiterzahl nicht zu dem, was ihr wirklich ausbaut? Vielleicht könnt ihr deshalb keine guten Preise machen und steckt fest?

Jeder für sich: Rechne einmal das Verhältnis aus (tatsächlich) ausgebauten Haushalten und der Anzahl eurer Mitarbeiter aus. Diese Werte mit andern Glasfaserunternehmen zu vergleichen zeigt warum einige Glasfaseranbieter am Markt einfacher bestehen werden und andere nicht.

Bevor jetzt jeder mit Restrukturierungserfahrung denkt, seine Zeit sei gekommen, eine Warnung:

Einfach Mitarbeiter zu entlassen, bringt uns nicht weiter. Ihr müsst eure gesamte Strategie verstehen und von grundauf neu entwickeln. Sonst ist es, als würdet ihr versuchen, Kapitel 10 in einem Mathebuch zu lösen, ohne Kapitel 1 überhaupt verstanden zu haben.

Oliver Prostak

Es geht nicht um blineden aktionismus, sondern darum zu verstehen wo man selbst steht und was du von anderen lernen kannst. Vielleichst musst du ja keine Jobs streichen, sondern "nur" die Richtigen Dinge tun?

Dieser Beitrag soll nicht den "Personabbau" Zungenschlag bekommen. Ganz im Gegenteil. Am Ende bleibt für mich die Frage:

6. Erfinde dich neu - Werde eine FTTH Fabrik

In der Vergangenheit waren Kennzahlen wie Homes Passed und eine Vorvermarktungsquote wichtig.

Unser bisheriges Vorgehen zeigt, dass wir uns zu sehr auf Ziele konzentriert haben, die man erreichen und dann abhaken kann. Diese Herangehensweise ist wie ein Spiel mit einem klaren Ende: Man erreicht ein Ziel, gewinnt und ist fertig.

Aber in Wirklichkeit sollten wir unser Geschäft mehr wie ein fortlaufendes Spiel betrachten. Bei dem es kein endgültiges Gewinnen gibt. Stattdessen geht es darum, ständig besser zu werden und langfristige Beziehungen aufzubauen. Wir sollten uns darauf konzentrieren, jeden Tag tausende Kunden ans Glasfasernetz anzuschließen.

„Wie eine deutsche Wurstfabrik“ so sagten es meine ehemaligen Kollegen aus Paris gerne. Künftiger Glasfaserausbau muss genau diesen "Glasfaser Fabrik" Ansatz verfolgen.

Wie?

Es ist Zeit, unser altes Denken loszulassen. Bisher dachten wir: "Wir machen fast alles selbst, nur Tiefbau überlassen wir anderen."

Digitalisierung und KI sind nicht nur Werkzeuge der Zukunft, sondern bereits Schlüsselspieler in der Gegenwart. Tools, die vor einem halben Jahrzehnt undenkbar waren, ermöglichen uns heute, den Ausbau in Europa in Echtzeit zu überwachen und zu steuern.

Oliver Prostak

Diese Technologien sind essenziell, um Herausforderungen wie das "Homes Connected Problem" zu meistern. KI bietet uns die Chance, nicht nur zu reagieren, sondern proaktiv zu gestalten und Lösungen zu entwickeln, die unsere Lebens- und Arbeitsweise verändern.

Wir werden künftig sehr spezialisierte Dienstleister brauchen. Also warum nicht beispielsweise auch etwas wie das Rollout Management extern vergeben?

Ich spreche nicht von teuren Freelancern. Ich meine eine kleine, spezialisierte Firma, die sich beispielsweise sich nur auf Rollout Management konzentriert. Sie hat eine klare Stärke und keinen Bauchladen voll verschiedener Dienste.

Netzebene 4 und die Wohnungswirtschaft wurden lange übersehen. Eine zukunftsfähige Glasfaserstrategie verlangt Konzentration auf NE4. Dienstleister, vor allem Glasfaseranbieter, müssen ihr Geschäftsmodell komplett überdenken. Technische Innovationen verdienen Anerkennung und müssen in eure Strategie einfließen.

Oliver Prostak

Solche Ansätze in den verschiedenen Disziplinen wird es künftig immer stärker geben (müssen).

7) Sei mutig

Der Ausbau von Glasfaser ist mehr als nur Kabel zu verlegen. Es ist eine Aufforderung, aus vergangenen Fehlern zu lernen und bestehende Strukturen herauszufordern. Das erfordert Mut.

Oliver Prostak

Den richtigen Weg für dich persönlich zu finden und zu gehen, ist wichtig. Es braucht Mut, um die Glasfaserbranche im deutschsprachigen Raum wieder erfolgreich zu machen.

Veränderungen in euren Unternehmen umzusetzen, wird hart. Ihr müsst schwierige Entscheidungen treffen.

Eure Organisationen müssen schlanker und gleichzeitig professioneller werden.

Insourcing bisher outgesourcter Kompetenzen wird eine langwierige Aufgabe sein.

In manchen Bereichen werdet ihr weiterhin Aufgaben auslagern. Dabei werden einige Mitarbeiter ihre Jobs verlieren. Das wird für unsere Branche sehr hart.

Der Bedarf an qualifiziertem Personal wird nicht geringer, sondern steigt. Die Arbeitslast verlagert sich von herkömmlichen Glasfaseranbietern hin zu hochspezialisierten Anbietern. Diese Anbieter sind skalierbar, aber die Arbeit, die vor uns liegt, bleibt enorm.

Unsere Branche insgesamt alt, und es ist uns noch nicht gelungen, die GenZ zu integrieren. In der nächsten Phase ist es entscheidend, dass jedes Unternehmen eine eigene GenZ-Strategie entwickelt. Ohne dies wird all unsere Mühe umsonst gewesen sein.

Oliver Prostak

Also sei mutig. Wechsle deine Sichtweise. Alte Sprüche und Weisheiten gehören der Vergangenheit an.

Zusammenfassug & Fazit

Die Glasfaserbranche steht an einem kritischen Punkt. Investoren ziehen sich zurück, und Mitarbeiter verlieren ihre Jobs.

Die frühere Strategie, zuerst Haushalte anzuschließen, hat ihren Zenit überschritten. Jetzt beginnt eine neue Ära: Die Kombination aus Retail und Wholesale wird den Weg weisen.

Um diesen Strategiewechsel zu meistern, stehen uns sieben entscheidende Schritte bevor.

Wir müssen selbstkritisch sein und nicht anderen die Schuld geben.

Wir müssen anderen vergeben, um voranzukommen. Sonst kommen wir nicht aus der Stelle. Jeder hat Fehler gemacht.

In schweren Zeiten hören wir oft auf, Erfolge zu würdigen. Doch es ist wichtig, unsere Erfolge zu feiern. Das hilft uns, unsere Stärken zu erkennen. Diese Stärken sind entscheidend, um die nächste Phase im Glasfaserausbau zu überstehen.

Lerne sowohl von den Besten als auch von den Schlechtesten. Verstehe, was andere richtig machen, aber sei auch kritisch. Die bisherigen Ergebnisse im Glasfaserausbau sind nicht zufriedenstellend. Das bedeutet, dass viele unserer Maßnahmen ebenfalls fehlgeschlagen sind.

Es ist Zeit für einen Neuanfang, persönlich und als Unternehmen. Was wird deine Rolle in der neuen Ära des Glasfaserausbaus sein?

Mut ist gefragt. Es braucht Mut, gegen den Strom zu schwimmen. Das gilt für uns alle.

Wie so oft beginnt alles bei dir. Gehe diese sieben Schritte zuerst für dich persönlich durch, dann für dein Unternehmen.

Was nun? Schwimme gegen den Strom. Lerne und tauscht euch aus

Statt in Resignation zu verfallen, ist es Zeit für einen mutigen Schritt nach vorne. Die Lösung liegt nicht in der Fortführung des Altbekannten, sondern in der Bereitschaft, Neuland zu betreten.

Um der Branche neuen Schwung zu verleihen, präsentiere ich die Fiber School. Ein Ort des gemeinsamen Lernens und Erfahrungsaustauschs, konzipiert, um tiefgreifendes Verständnis und praktische Fähigkeiten zu vermitteln.

Die Fiber School bietet ein umfassendes Programm aus 8 Modulen, die alles von der Technik bis zum Geschäftsmodell abdecken, und wöchentliche Mastermind-Klassen für Live-Austausch und tiefgehende Diskussionen. Wir wollen nicht nur die Oberfläche kratzen, sondern verstehen, warum bestimmte Ansätze in der Vergangenheit gescheitert sind.

Unsere Mission ist es, Wissen und Praxis zu vereinen und durch eine starke Vernetzung verschiedener Fachgebiete einen ganzheitlichen Blick auf die Glasfasertechnologie und das dahinterstehende Geschäft zu ermöglichen. Wir glauben, dass Spezialwissen allein nicht ausreicht.

Es geht darum, ein fundamentales Verständnis aufzubauen, das es uns ermöglicht, innovative Wege zu gehen und die Branche zukunftsfähig zu machen.

Liebe Grüße,

Oliver

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Tausend Dank und liebe Grüße,

Oliver