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Das Tiefbau-Hamsterrad
Wachstum bis zur Insolvenz und dann wieder von vorn (und wie der virtuelle GU dagegen helfen kann)
Neben den Insolvenzen der Glasfaseranbieter nehmen nun auch die Pleiten der Tiefbauunternehmen zu. Nach Connect Energie hat nun auch SOLI Infratechnik Insolvenz angemeldet. Neben den Entlassungen bei den Glasfaserunternehmen der letzten Wochen und kommenden Tage sind nun auch die Mitarbeiter der Tiefbauunternehmen betroffen. Ein echtes Schlamassel, in das wir geraten sind.
Eines ist sicher: Wer tiefer in Glasfaserunternehmen und Tiefbauunternehmen hineinschaut, erkennt, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist. Glasfaseranbieter schaffen es in der Regel nicht, mehr als 100.000 Kundenschaltungen pro Jahr zu skalieren, und Tiefbauunternehmen sind kaum in der Lage, über 100.000 „Homes Passed“ Ausbaugeschwindigkeit zu erreichen.
Dabei ändert sich das zugrunde liegende Geschäftsmodell für Glasfaser-Tiefbauunternehmen gerade. Bisher bestand das Glasfaser-Tiefbaugeschäft darin, Mitarbeiter oder Subunternehmer aus dem europäischen Ausland zu rekrutieren und mit minimalem Aufwand für den deutschen Markt vorzubereiten.
In Zeiten massiver Investitionen (Ausbauziele des Bundes, Förderungen, Investmentfonds, Wettbewerbsdynamik) war die bloße Anzahl der Mitarbeiter auf der Baustelle gleichbedeutend mit Marktanteilen auf der Ebene der Glasfaseranbieter.
Trotz des massiven Wachstums sind die meisten Glasfaser-Tiefbauunternehmen stark dezentral geblieben. Die einzige in der Branche bekannte Organisationsstruktur basierte darauf, das Modell eines Subunternehmers (ein Geschäftsführer und 10-20 Bauarbeiter) über weitere Hierarchiestufen wie Bauleiter oder Projektleiter zu skalieren. So ist der Chef von 10-20 Bauarbeitern auf der Baustelle ein Bauleiter, und der Chef von 2-5 Bauleitern ist dann ein Projektleiter. Dieses Konstrukt scheint jedoch in einigen Fällen nicht zu funktionieren.
Die Preise, die Glasfaseranbieter pro Einheit für Tiefbauarbeiten und die Montage beim Endkunden bezahlen, sind so hoch wie nie zuvor. Eigentlich sollte das Geschäft so lukrativ wie nie zuvor sein. Doch das Gegenteil scheint bei manchen der Fall zu sein.
Problematisch dabei ist (aus meiner Erfahrung):
Bauleiter werden zunehmend teurer, während das allgemeine Qualitätsniveau gleichzeitig sinkt. Durch die Professionalisierung der Auftraggeber ist das Anforderungsprofil gestiegen. Bau- und Projektleiter müssen deutlich mehr Aufgaben überwachen als früher. Das Maß an Dokumentation und Umplanung war vor fünf Jahren noch ein ganz anderes. Zudem sind die "einfachen" Gemeinden in Deutschland mittlerweile ausgebaut oder im Ausbau befindlich.
Die Backoffice-Strukturen sind stark gewachsen, jedoch nicht im gleichen Maße wie die Anforderungen. Besonders bei kleinen und mittleren Generalunternehmen sind die Bürokräfte häufig mit dem Koordinationsaufwand und den Dokumentationsanforderungen überfordert.
Die Digitalisierung wird zwar zunehmend besser, befindet sich jedoch in weiten Teilen noch auf dem Niveau einer "Zettelwirtschaft". Wenn IT-Lösungen vorhanden sind, dann oft hochkomplexe Insellösungen. Kaum eine ist wirklich zu Ende gedacht.
Dabei ändert sich aber auch das Marktumfeld. Die bisherige Landgrabbing Strategie der Glasfaseranbieter wird nun durch eine Customer Activation First Strategy abgelöst. Das heißt, dass auch Tiefbauunternehmen ihren Schwerpunkt verlagern müssen. Dabei fehlt oftmals Knowhow, Ressourcen und Infrastruktur nun nichtmehr ihr Geschäft nach Tiefbaukilometer, sondern nach Kundenschaltungen zu steuern.
Während des monatelangen Wartens auf die Kundenschaltungen gibt es zu viele angefangene FTTH-Netze, die nicht weitergebaut werden. Der Frust bei Glasfaserunternehmen, Tiefbauer, Kommune und Endkunde ist hoch. Denn heute ist das Bottleneck längst nicht mehr der Zugang zu Nachunternehmen oder Tiefbauern im Allgemeinen. Reputation & Qualität Einhaltung werden wichtiger.
Das Hamsterrad des Tiefbaus
Ist zu einem gegebenen Zeitpunkt das Preis-Leistungs-Verhältnis eines Tiefbauers schlecht, wenden sich Glasfaseranbieter an kleinere Subunternehmer. Diese sind Nachunternehmer und keine Generalunternehmer (GUs), daher sind ihre Preise geringer. Der Koordinationsaufwand verlagert sich also vom ursprünglichen Voll-GU hin zum Glasfaseranbieter. Da jedoch auch der Glasfaseranbieter in Wirklichkeit nicht skalieren kann, wird nun der Subunternehmer wie ein vollautomatisierter GU gesteuert.
Über die Zeit erhöhen die Subunternehmer dann ihre Preise, denn sie stellen Heerscharen von BackOffice Kräften ein. Mit der Rechtfertigung eines großen Personalkörpers können die gestiegenen Preise wunderbar erklärt werden. Man nennt sich einfach "GU" und gut ist. Diese neuen GUs wachsen dann, bis sie insolvent gehen oder der Glasfaseranbieter die Geduld verliert, auf Qualität zu warten. Das führt zu scheinbarem Wachstum bis zur Insolvenz und dann beginnt alles wieder von vorne.
Im Ergebnis ist das Vertrauen der Glasfaseranbieter in viele Tiefbauunternehmen erschüttert. Zugesicherte Mengen werden storniert und nicht abgerufen. Der allgemeine Fokus richtet sich ausschließlich auf den Hausanschlussausbau, also den Bau von Hausanschlüssen oder Inhouse-Netzen.
Lösungsskizze: Das virtuelle Generalunternehmen (vGU)
Das virtuelle Generalunternehmen (vGU) bietet eine Lösung für das beschriebene Dilemma, indem es Nachunternehmen und wenig skalierungsfähige Generalunternehmen zu vollautomatisierten und skalierbaren Generalunternehmen befähigt. Der vGU fungiert als Baukasten für Bauunternehmen im Glasfaserumfeld.
Beispiel 1: Nachunternehmen
Ein typisches Nachunternehmen mit drei Tiefbaukolonnen hat einen lukrativen Auftrag eines Glasfaseranbieters an Land gezogen. Anstatt nun langwierig in IT-Tools, Planungskapazitäten, Dokumentationen, Genehmigungen oder Disposition zu investieren, werden die erforderlichen Leistungen einfach per Baukasten gebucht:
Genehmigungen für das anstehende Projekt
Disposition für die Kundenschaltungen
Beispiel 2: Generalunternehmen
Ein Generalunternehmen mit einem Umsatz von xx Mio. EUR verschiebt ein Projekt mit einem neuen Kunden deutlich nach vorn. Die Bauanforderungen sind neu und die Bauleiter sind in bestehenden Projekten gefangen. Um die laufenden Projekte nicht zu gefährden, werden die fehlenden Elemente einfach dazu gebucht:
Bauzeitenplan
Lagerplatz und zeitkritische Genehmigungen
Ein virtueller Generalunternehmer kann eine Lösung für Tiefbauer unterschiedlicher Größenordnungen bieten. Es existieren (künstlich intelligente) IT-Tools, die auf die Herausforderungen im Tiefbau ausgerichtet sind und den gesamten Ausbauprozess von der Planung über die finale Abnahme bis hin zum Betrieb der wesentlichen Produkte (Homes Passed & Homes Activated) abbilden.
Die Prozesse sind so konzipiert, dass sie unterschiedliche Kundenanforderungen (Glasfaseranbieter mit individuellen Dokumentationsrichtlinien und Endkundenprozessen) sowie verschiedene Tiefbaukolonnentypen (Asphalt, Pflaster, Montage, Hausanschluss, NE4 etc.) integrieren können.
Kurz:
Der vGU ist ein vollständig durchkonzipierter und realer Generalunternehmer mit allen Fachdisziplinen. Der Kunde ist nicht der Auftraggeber, sondern andere Generalunternehmer, die temporäre Engpässe in bestimmten Bereichen haben, oder Subunternehmer, die einen lukrativen Auftrag erhalten haben. Anstatt monatelang in ineffiziente Bereiche zu investieren, können diese Leistungen einfach hinzugebucht werden.
Für Generalunternehmer: Temporäre Engpässe in Projekten überbrücken, ohne laufende Projekte zu gefährden.
Für Subunternehmer: Lukrative Aufträge effizient und qualitativ hochwertig abarbeiten, ohne in langwierige Investitionen zu gehen.
Für Glasfaseranbieter: eine gute Möglichkeit das interne Rolloutmanagement zu entlasten und neu auszurichten
Der virtuelle Generalunternehmer ermöglicht eine flexible, effiziente und skalierbare Lösung für die Herausforderungen im Glasfaserausbau. Durch die Nutzung spezialisierter IT-Tools und Dienstleistungen können Unternehmen ihre Projekte erfolgreich und termingerecht umsetzen, ohne unnötige Investitionen zu tätigen oder Qualitätseinbußen zu riskieren.
Egal ob als Subunternehmer oder als Tier-1-Generalunternehmer, das Geschäft wächst typischerweise schneller als die IT- und Backoffice-Strukturen. Mit dem virtuellen Generalunternehmen (vGU) können Tiefbauer auf eine flexible Lösung zurückgreifen, die folgende Vorteile bietet:
Skalierbare IT- und Prozessressourcen: Anstatt Kompromisse bei Bauqualität oder Kundenzufriedenheit einzugehen, können IT- und Prozessressourcen je nach aktueller Herausforderung genutzt werden. Dazu gehören Planung, Bauleitung, Projektleitung, Call Center, Disposition etc.
Effizientes Materialmanagement: Materialien und Schüttgüter werden oft in der operativen Hektik vergessen. Der vGU hilft, diese rechtzeitig zu bestellen und zu verwalten. Selbst aufwändige ERP-Systeme werden gepflegt und genutzt.
Übernahme von Bauzeitenplänen und Kolonnendisposition: Bauzeitenpläne und die Disposition der Kolonnen werden vom vGU übernommen, was den operativen Aufwand reduziert und die Effizienz steigert.
Unterstützung bei Finanz- und Versicherungsangelegenheiten: Bei Bedarf kann der vGU Last-Minute-Bankbürgschaften organisieren oder bei Nachweisen bestimmter Versicherungen helfen, auch wenn die Verträge nicht vollständig verstanden werden.
Kostenersparnis: Die Fixkosten für IT-Systeme und Prozesse werden nicht auf die Ausbaumenge eines einzelnen Tiefbauunternehmens verteilt, sondern auf die Ausbaumengen vieler Tiefbauer. Dadurch profitieren alle Beteiligten von geringeren Kosten und einer besseren Ressourcenverteilung.
Optimierte Ressourcenverwendung: Tiefbauunternehmen können auf spezialisierte IT-Tools und Dienstleistungen zugreifen, die den gesamten Ausbauprozess abdecken. Dies ermöglicht eine effizientere Ressourcennutzung und eine höhere Projektqualität.
Durch die Nutzung des virtuellen Generalunternehmens können Tiefbauer unabhängig von ihrer Größe flexibel und effizient auf die steigenden Anforderungen im Glasfaserausbau reagieren. Der vGU bietet skalierbare IT- und Prozessressourcen, übernimmt administrative Aufgaben und unterstützt bei finanziellen und versicherungstechnischen Herausforderungen. Dadurch werden die operativen Kosten gesenkt und die Qualität der Projekte gesteigert.
Einladung zur FiberSchool Mastermind Gruppe
Wenn du mehr über diese Denkweise erfahren möchtest, dann komme doch in unsere wöchentliche Mastermind-Gruppe im Rahmen der FiberSchool. Du erhältst unbegrenzten Zugang für 39 Euro im Monat oder einmalig für 99 Euro. Wähle einfach die Option, die dir am besten passt.
Für Gründer und CEOs von Tiefbauunternehmen
Wenn du Gründer oder CEO eines Tiefbauunternehmens bist und den virtuellen Generalunternehmer (vGU) einmal "ausprobieren" möchtest, schreibe mich gern per DM an. Gemeinsam können wir herausfinden, wie der vGU dein Unternehmen unterstützen und effizienter machen kann.
In diesem Sinne,
LG Oliver