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10 Unternehmen später: Diese 5 Learnings bleiben

In meiner Karriere habe ich viele Unternehmen im Bereich Glasfaser gegründet. Ich war angestellter Geschäftsführer und bin jetzt Unternehmer. Von der Glasfaser Nordwest über Meridiam bis zu eigenen Firmen ohne fremdes Geld.
Egal, ob es ein kleiner Beratungsauftrag oder ein Milliarden-Projekt ist, viele Probleme kommen immer wieder vor.
Das Problem mit jungen Organisationen
Alle Unternehmen waren neu gegründet, oder ich trat in ihren ersten 12 Monaten ein.
Die Herausforderung bleibt: Es gibt keine festen Abläufe. Lange Debatten kosten viel Zeit, die für die Umsetzung fehlt.
Ganztägige Workshops zur Struktur oder Einführung von OKRs führten oft zu wenig. Die Firmenstruktur änderte sich ständig. Mitarbeiter suchen nach Klarheit, während sich alles verändert.
In den ersten zwei Jahren ändert sich alles rasend schnell. Pläne können scheitern. Konzepte können falsch sein. Auch verworfene Ideen können wieder aufgegriffen werden.
Im Laufe der Zeit wurde mir klar: Meine Probleme waren nicht besonders. Fast alle Unternehmen haben mit den gleichen Hürden zu kämpfen.
Nach Jahren des Ausprobierens habe ich fünf Grundprinzipien gefunden, die in jedem Unternehmen wirken, egal wie groß es ist:
Meine 5 Learnings einer skalierbaren Organisation
Mit der Zeit habe ich 5 Eckpfeiler gefunden, die immer wieder Halt geben. Man kann nicht alles sofort umsetzen. Aber ich versuche, diese Werte zu leben.
Man könnte sagen, dass jeder Eckpfeiler von einem US-Bestseller-Autor stammt. Das mag auch in einem gewissen Grad stimmen. Von hunderten Businessbüchern sind diese 5 Prinzipien hängen geblieben. Manche sind dabei eigene Interpretation.
Das echte Vorleben der Werte zählt immer mehr als bunte Poster an der Bürotür.. Ein Plakat hilft natürlich, sich daran zu erinnern.
Diese 5 Ausrichtungen gehören nun zu meinem festen Werkzeugkasten. Jeden Tag wünsche ich mir, ich hätte sie früher konsequent eingeführt. Aber wie der Kölner sagt: "Et kütt wie et kütt."
Also, lass uns direkt starten, damit du auch direkt starten kannst:
1. 100% Augenhöhe als universeller Unternehmenswert
Dieser Wert basiert auf dem bekannten Prinzip: Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest.
Kaum etwas wirkt langfristig besser als das. Und kaum etwas schlägt härter zurück, wenn du es nicht befolgst:
Behandelst du Kunden nicht auf Augenhöhe? Sie gehen.
Behandelst du Lieferanten nicht auf Augenhöhe? Sie gehen.
Behandelst du Mitarbeiter nicht auf Augenhöhe? Sie gehen.
Und die, die nicht gehen können? Die sind noch schlimmer: Sie sind zwar hier, aber innerlich gehen sie. Die Kosten trägst du.
2. Vergiss Ziele, wende stattdessen die "1%-Regel" an
In der Startphase sind Ziele schwer zu setzen. Natürlich haben Geldgeber hohe Erwartungen.
Wichtiger als Quartals- oder Jahresziele ist die Frage: „Was haben wir in den letzten Wochen besser gemacht?“"
Viele Führungskräfte meinen, große Ziele motivieren Teams. Meine Erfahrung zeigt: Der Fokus auf tägliche, kleine Verbesserungen erzeugt weniger Druck und bessere Ergebnisse.
Die "1% Regel" ist mein Kompass: Wenn du jeden Tag nur 1% besser wirst, bist du nach einem Jahr 37-mal besser. In Zahlen: (1,01)^365 = 37,8. Das zeigt die Kraft kleiner, stetiger Verbesserungen.
Konkret heißt das: Statt ein großes Jahresziel zu setzen ("5000 Hausanschlüsse"), frage täglich: "Was können wir heute 1% besser machen als gestern?" Vielleicht die Dokumentation, Kundengespräche oder den Materialeinsatz.
Wichtiger als ein großes Ziel ist, zu verstehen, welche Faktoren zum Erfolg beitragen. Ein Ziel zerfällt schnell in 100 kleine Schritte.
Diese 100 Schritte sind mein Kompass. Wo stehen wir bei jedem Punkt auf einer Skala von 0 bis 10? Sehen wir Verbesserungen?
Am Anfang sind es vielleicht nur zwei große Themen wie "Umsatz steigern" und "Kosten senken". Mit der Zeit versteht das Team die Details besser.
3. Konsequentes Digital-First-Mindset
Ob ERP-System oder digitale Post - eine skalierbare Firma muss so digital wie möglich sein.
Die Glasfaserbranche steckt im Wandel. Nur mit einer digitalen Fiber Factory können wir aufholen. Digital-First bedeutet, alle Abläufe grundsätzlich digital zu planen. Baustellendaten, Materialverwaltung, Kundenverbindungen - all das muss digital erfasst werden.
Die monatlichen Kosten können hoch erscheinen. Aber du sparst schnell Personalkosten und steigst in der Effizienz.
Ein Beispiel: Wer noch Excel-Listen für Hausanschlüsse nutzt, wird nie tausende Anschlüsse effizient managen können. Wir brauchen spezielle Tools für alle Schritte von der Planung bis zum Anschluss.
Nach der Digitalisierung unserer Baustellen-Daten sank die Fehlerquote bei der Abrechnung von über 20% auf unter 5%.
Auch wenn fairerweise immer wieder Fehler passieren. Von falschen Logindaten bis hin zu abgelaufenen API-Schlüsseln. Ein kompletter Selbstläufer ist auch ein komplett digitales Büro nicht... auch wenn es einiges leichter macht.
4. Prozesse sind wichtiger als Projekte.
Zu oft behandeln wir alles als Projekte. Das ist in neuen Firmen logisch, denn fast alles ist "neu". Es gibt ein klares Ende und einen klaren Umfang, wie im Lehrbuch.
Doch die meisten täglichen Aufgaben eignen sich nicht als Projekt. Oft sind es wiederkehrende Tätigkeiten, die eine feste Struktur brauchen.
In der Glasfaserbranche ist es wichtig zu verstehen: Viele Firmen betrachten jeden Ausbau als eigenes Projekt. Stattdessen brauchen wir eine Fiber Factory – eine kontinuierliche Produktion nach industriellen Standards.
Projektmanagement betreut zeitlich begrenzte Vorhaben. Prozessmanagement hingegen verbessert wiederkehrende Abläufe. Der Glasfaserausbau sollte nicht so organisiert sein wie ein einmaliges Formel-1-Auto. Vielmehr sollte er wie ein VW Id3 sein – standardisiert und leicht skalierbar.
Ich merke oft, besonders bei mir selbst, dass Routineaufgaben zu viel Freiheitsgade haben. Das führt dazu, dass Zeit verloren geht.
Checklisten, Prozessbeschreibungen und Standard-Verfahren werden in der Praxis zu selten genutzt.
In der Glasfaserbranche werden viele Aufgaben oft als Projektmanagement betrachtet, nicht als Prozessgestaltung.
5. Spiele das "Infinite Game"
In meiner Karriere entdeckte ich ein wichtiges Konzept, das mein Denken veränderte: Simon Sineks "Infinite Game". Diese Sichtweise änderte, wie ich Unternehmensführung sehe.
Wir denken oft in endlichen Spielen. Sie haben klare Regeln, feste Spieler und klare Gewinner. Doch Business ist kein Fußballspiel. Es gibt keine Spieluhr und keinen festen Endpunkt. Niemand wird zum "Sieger" erklärt.
Wenn Manager davon sprechen, den Wettbewerb zu "schlagen" oder "die Nummer eins" zu sein, zeigen sie, dass sie das Spiel, das sie spielen, missverstehen. Das führt zu einem Sumpf, in dem man Ressourcen und Willenskraft verliert.
Wer das unendliche Spiel versteht, weiß: Manchmal hat der Wettbewerber das bessere Produkt, manchmal du selbst. Es gibt kein "Bestes" oder "Erstes" – nur ein "Voraus" und "Zurück". Im endlosen Spiel kämpfst du am Ende nur gegen dich selbst. Die tägliche Frage ist nicht: "Wie besiegen wir die Konkurrenz?", sondern: "Wie werden wir besser als gestern?" Auch hier gilt die 1%-Regel.
In der Glasfaserbranche ist diese Denkweise besonders wertvoll. Anstatt uns an kurzfristigen Zahlen zu messen oder Wettbewerber zu übertreffen, sollten wir uns fragen: Wie können wir unsere Prozesse ständig verbessern? Wie können wir in diesem Jahr nachhaltigere Infrastrukturen aufbauen als im letzten Jahr?
Diese Haltung bringt einen grundlegenden Wandel in der Unternehmensführung.
Wir messen Erfolg nicht an den Quartalsergebnissen, sondern an nachhaltigen Verbesserungen.
Wir sehen Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten nicht als "Gegner", die wir überlisten müssen.
Wir nutzen den Wettbewerb, um unsere eigenen Schwächen zu erkennen
Wir treffen Entscheidungen mit Blick auf langfristige Auswirkungen
Ein konkretes Beispiel: Während viele Anbieter mit niedrigen Preisen schnell Kunden gewinnen wollen, setzen wir auf bessere Materialien und mehr Schulung für unsere Tiefbauteams. Das kostete zunächst mehr. Aber es reduziert die Ausbaugeschwindigkeit und machte die Kunden über die nächsten Jahre zufriedener.
Die Quintessenz: Erfolg bedeutet nicht, den Wettbewerber zu besiegen. Es geht darum, sich auf sich selbst sowie auf die eigenen Stärken und Schwächen zu konzentrieren. Dieses Unternehmen bleibt langfristig im Markt und verbessert sich jedes Jahr. So wird es schliesslich jede Person in der Organisation überdauern.
Es geht nicht darum, Kunden, Lieferanten oder Wettbewerber zu "besiegen". Der Wettbewerb sollte uns anspornen und zeigen, wo wir besser werden können, um langfristig zu bestehen.
So, das war nach längerer Zeit nochmal ein Newsletter Beitrag von mir. Ich hoffe du hast etwas mitgenommen oder dich durchs Nachdenken in deinem bisherigen Weg bestärkt gesehen. Wenn du beim Aufbau skalierbarer Organisationen ähnliche Herausforderungen hast, probiere diese fünf Eckpfeiler aus. Sie haben mir in verschiedensten Unternehmen geholfen, Orientierung zu geben und stabile Strukturen zu schaffen.
Noch ein kurzes Update zu mir
Ich bin die letzten Monate tief in Österreich "abgetaucht" und habe dort viel für unser eigenes Bauunternehmen (Glasfaser Kompetenz Büro PR) in Wien gearbeitet. Aufgrund der turbulenten Zeit dann eben auch weniger Newsletter Beiträge als gewohnt.
Im Moment stehe ich in den Startlöchern für die ersten Baustarts dann ebenfalls in Deutschland. Bald hoffentlich auch mit eigenen Kolonnen, um hier einfach von der Wertschöpfung her stärker aufgestellt zu sein. Alles dies mache ich nicht alleine, sondern mit einem stetig wachsenden Konstrukt an Firmenbeteiligungen. Sobald diese spruchreif sind, werde ich auch dies in einem künftigen Beitrag aufgreifen.
In diesem Sinne: Guten Start in die neue Woche. Bis bald!
LG Oliver